E63 / E64

Beschreibung Modellpflege 2007 (Autosieger.de)
Medieninfo zum Modelljahr 2008 (BMW)

Erfahrungsbericht 630i Cabrio (MT)
Erfahrungsbericht M6 Coupe (MT)

Marktsituation :

Mit einem E63 oder E64 Modell von BMW erwirbt man ein sehr exklusives und hochwertiges Fahrzeug, das in Ermangelung eines größeren Angebots nur noch sehr schwer zu beschaffen ist. Zum Jahresbeginn 2019 waren insgesamt nur etwa 350 Coupes und 230 Cabrios im mobile Angebot zu verzeichnen (incl. M6 und Alpina, ohne Ländereinschränkung). 

Etwa 25 % davon weisen eine Laufleistung von unter 100.000 KM auf.

Die Kaufpreise bewegen sich (2019) von etwa 8.000 EUR für wenig gepflegte aber fahrbereite Coupes mit HU, bis hin zu 45.000 EUR für topgepflegte M6 und Alpina mit geringer Laufleistung. Vergleichbare Cabrios liegen bei etwa 10 - 50.000 EUR. Entscheidend für den Wert ist weniger die Ausstattung, sondern vielmehr der Pflege- und Erhaltungszustand. 


Sammlerfahrzeug oder Gebrauchtwagen :

Die Wahl des Fahrzeugs kann davon abhängig gemacht werden, ob die Anschaffung als Gebrauchsfahrzeug zeitlich befristet sein soll oder ob ein Sammler- und Liebhaberstück angeschafft wird. Bei befristeter Verwendung als Gebrauchtwagen kann man bedenkenlos auf ein Modell der ersten Baujahre zurückgreifen. Höhere Laufleistungen sind eher unkritisch, sofern die Wartungshistorie stimmt und kein aktueller Wartungsstau besteht. Bei älteren Gebrauchsfahrzeugen gibt es praktisch keinen Wertverlust mehr (<= 1.000 EUR p.a.). 

Ein Liebhaber- und Sammlerstück mit wenig KM Laufleistung und möglichst aus den Jahren 2009/2010 (mit neuerem I-Drive System) zu beschaffen, wird sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Soll es dann noch ein Fahrzeug mit Schaltgetriebe sein, wird die Suche vermutlich sogar scheitern. D.h. man unterliegt gewissen Zwängen oder Kompromissen, die man bei seiner Vorstellung vom Fahrzeug (Farbe, Typ und Ausstattung) eingehen muss.

Zwei bis drei Jahre kann es dann schon mal dauern, bis man sein Wunschfahrzeug gefunden hat.

Manchem wird es gar nicht gelingen. 

Vorfacelift mit älterem I-Drive (CCC)
und "alter" Automatik.

Vor- oder Nachfacelift :

Ab Ende 2007 produzierte Nachfacelift 6er sind deutlich gesuchter als ältere Fahrzeuge. Insbesondere Autos mit CIC statt CCC sollte man -falls überhaupt verfügbar- ins Auge fassen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man nicht auch ein älteres Auto wählen kann. Auch die Vorfacelift Baureihen versprechen viel Freude und Fahrspaß.

Besser ein "alter" -topgepflegter- E63 / E64 als gar keiner.   

Mit dem Facelift in 2007 wurde als wichtigste Änderung gegenüber den Vormodellen ein neues Automatik Getriebe eingeführt, mit Schaltwippen am Lenkrad. Alleine dieses rechtfertigt schon eine "Höherpositionierung" gegenüber den Vorfacelift Modellen. In 2009 wurde zudem das veraltete I-Drive System durch ein neueres ersetzt, das auch in den F12 und F13 Modellen Anwendung findet.

Nachfacelift mit neuerem I-Drive (CIC)
und "neuer" Sport-Automatik.

Welcher Typ :

Die Frage nach Coupe oder Cabrio kann jeder nur für sich selbst beantworten. Welcher Motor zu welchem Fahrzeug passt, lässt sich hingegen allgemeiner fassen. Ein Luxus-Cabrio oder Luxus-Coupe mit Diesel passt(e) vorwiegend für Vielfahrer, die einen Neuwagen (oder jungen Gebrauchten) fahren wollen. Als Liebhaber- und Sammlerfahrzeug sind diese Modelle wenig begehrt. Prinzipiell ist aber jeder Motor für die Fahrzeugklasse gut geeignet. Selbst die kleinste Maschine (6-Zylinder mit 258 PS) reicht vollkommen aus. Die V8 sind beliebt, wegen ihres Sounds, die 10-Zylinder des M6 besitzen Legendenstatus.

Fahrzeuge mit Handschaltgetriebe sind extrem selten. 

6 er mit SMG sollte man möglichst meiden (außer beim M6), da diese im Vergleich zu den Vollautomaten recht unkomfortabel schalten und zudem höheren Kupplungsverschleiß verursachen als Handschalter. Der Winterbetrieb bei Eis und Schnee ist wegen der Konzeption nicht optimal (keine schleifende Kupplung oder Anfahren im höheren Gang möglich).  

Welche Ausstattung :

Je mehr Zeit nach dem Produktionsende vergangen ist, um so schwieriger wird die Teilebeschaffung. Man sollte deshalb -auch aus Kostensicht- auf bestimmte seltene Ausstattungsdetails verzichten, die bei einem heutigen Neuwagen evtl. unverzichtbar sind. Falls denn ein solch mäkeliges Verhalten beim geringen Angebot an E63/E64 überhaupt möglich ist und man nicht stattdessen nehmen muss, was angeboten wird. Die Serienausstattung des 6 er ist ohnehin sehr umfassend und beinhaltet u.a. ABS, DSC, Klimaautomatik, el. verstellbare Sitze, Fahrersitz mit Memory, abgeblendete Außenspiegel, Stufentempomat, el. verstellbares Lenkrad, Leichtmetallfelgen und noch einiges mehr.   

Muss man haben : Kann man haben: Verzichtbar :
- PDC (Parksensoren) - Head up Display - Aktivlenkung
- CIC (neueres I-Drive) - Automatikgetriebe - Aktivfahrwerk
- Sportsitze - Volllederausstattung - SoftClose
- Lederausstattung - Professional Navi - Keyless Go

Karosserie und Platzangebot :

Der 6 er ist ein großes Auto (min. 4,82 m lang) und dennoch für seine Größe (BMW typisch) sehr handlich zu bewegen. Die Coupes sind dazu noch verhältnismäßig leicht (1.565 Kg beim 630 er) und daher sehr flott und agil unterwegs. Der tatsächlich verfügbare Raum passt allerdings nicht zu den Abmessungen, sieht man einmal vom Kofferraum ab. Der ist mit 350 Liter beim Cabrio und 450 Liter beim Coupe für die Fahrzeugklasse sehr groß ausgefallen.

Der Bereich für Fahrer und Beifahrer ist großzügig bemessen und vermittelt ein sehr gutes Raumgefühl. Die Sitze im Fond sind hingegen reine Notsitze. D.h. die E63 / E64 sind in der Realität nur 2+2 Sitzer.

Risiken und Nebenwirkungen (Zipperlein) :

Der E63 / E64 ist ein sehr zuverlässiges Modell, das (von zwei Motoren abgesehen) keine konstruktiven Schwächen kennt. Die Elektronik ist wenig anfällig, Korrosion ist ein Fremdwort, Auspuffanlagen halten ewig, Bremsen sind standfest konstruiert und die Verarbeitung ist insgesamt sehr hochwertig.

Auch die Getriebe verrichten ihren Dienst sehr zuverlässig.

Alle sechs verfügbaren Motoren sind für Laufleistungen von weit über 200.000 KM konstruiert, Motorschäden praktisch nicht bekannt. Der 630i (N52) Motor ist komplett unbedenklich, genauso wie der Diesel. Die 630i Direkteinspritzer (N53) weisen anfällige Peripheriebauteile auf, die beiden 8-Zylinder Motoren (645i und 650i) haben anfällige Ventilschaftdichtungen (VSD) und anfällige Wasserrohre (Alterung). Der 10-Zylinder (M6) bedarf besonderer Pflege und Umgang, für dauerhafte Standfestigkeit.

Die ersten Modelljahre leiden gelegentlich unter Wassereinbruch im Kofferraum, der die dort verlegten elektrischen Bauteile schädigen kann. 

 

630i (258 PS):

Der 630 er Einstiegsmotor ist komplett unauffällig und auch für Kurzstreckenbetrieb gut geeignet.

630i (272 PS):

Die Direkteinspritzer neigen zu "Verbrennungsaussetzern" mit (vor allem im Kaltlauf einhergehendem) leichtem Geruckel. Wegen des komplizierten Zusammenspiels unterschiedlicher Bauteile ist die Fehlerdiagnose bei Störungen sehr schwierig. 

Sobald alle anfälligen Teile auf den neuesten Stand komplett durchgetauscht sind (HD-Pumpe, NOX-Sensor, Lambdasonden, Zündspulen mit Zündkerzen und Injektoren) und die Verkokungen an den Ventilen beseitigt wurden, sollte für längere Zeit Ruhe sein. Mindestens alle 100.000 KM (im reinen Kurzstreckenbetrieb alle 50-70.000 KM) sollte man die Ventile von Rückständen befreien (Walnuß- oder Trockeneisstrahlen).

Weiterhin empfiehlt es sich bei dieser Motorenreihe einmal im Jahr einen Ölwechsel durchzuführen, um die Öldämpfe zu reduzieren, die aus der Kurbelgehäuseentlüftung (KGE) in den Ansaugtrakt geführt werden.   

635d (286 PS):

Die Dieselmotoren sind komplett unauffällig.

Lediglich HD-Pumpe und Injektoren können frühzeitig verschleißen.

645i und 650i (333/367 PS):

Die Motoren neigen im Alter zu Wasserverlust (Wasserrohre undicht) und zu undichten Ventilschaftdichtungen (Ölverlust und blauer Rauch aus dem Auspuff).

Abhilfe schafft eine Motorrevision, bei der alle VSD erneuert werden und die Wasserrohre ausgetauscht. In dem Zuge sollten man gleich alle Dichtungen und Simmerringe austauschen lassen. 

Wegen der großen Öl- und Wassermenge, die aufgeheizt werden muss, eignen sich die 8-Zylinder nicht für den reinen Kurzstreckenbetrieb.

M6 (507 PS):

Der M6-Zehnzylinder ist ein Hochleistungsmotor, der nicht im Kurzstreckenbetrieb eingesetzt werden sollte und der penibles warm fahren verlangt, bevor Leistung abgefordert wird. 

Wird dem Motor diese Leistung häufig abgefordert, empfiehlt sich der prophylaktische Austausch der Pleuel- und Kurbelwellenlagerschalen (nach 80-100.000 KM), um einem kapitalen Motorschaden vorzubeugen.

Starts mit aktivierter Launch Control sollte man meiden, um den ohnehin hohen Kupplungsverschleiß des SMG in Grenzen zu halten.

Hinterachsgetriebe (Differential), SMG und Schaltgetriebe sollten spätestens alle 10 Jahre / 100.000 KM einen Ölwechsel erhalten, Automatikgetriebe eine Getriebewartung mit Spülung. Die M6 erhalten bei jedem dritten Motorölwechsel einen Ölwechsel im SMG und Differential. Insgesamt sollte man beachten, dass eine durchgängige (penible) Wartung unumgänglich ist, um das Fahrzeug dauerhaft frei von Störungen und deren Folgeschäden zu halten. Neben der besseren Werterhaltung des Fahrzeugs verzeihen die 6 er BMW (insbesondere die M6) keine unregelmäßige Wartung.



Anschaffungs- und Unterhaltskosten :

Die mit Abstand günstigste Variante 6 er BMW zu fahren besteht darin, einen 630i aus den Baujahren 2003-06/2007 anzuschaffen. Der Kauf und Betrieb mit diesen Motoren ist (für die Fahrzeugklasse) unschlagbar günstig und nicht wesentlich teurer, als Kauf und Unterhalt eines vergleichbar motorisierten 3 er BMW Coupe oder Cabrio.

Diesel und 630i Direkteinspritzer liegen in der Anschaffung auf einem deutlich höheren Niveau (Baujahr erst ab 2007) und auch die Unterhaltung ist wahrnehmbar teurer.

645i und frühe 650i sind in der Anschaffung günstig aber teuer im Unterhalt.

M6 und Alpina sind reine Liebhaberstücke für Enthusiasten und können daher nicht der Erbsenzählerei unterliegen.

Damalige Neupreise und aktuelle Kaufpreise sind unter Zahlen und Statistik (ganz unten) zu entnehmen.

Unterhaltskosten 630i (258 PS) p.a.:

Steuer, Vers., Wartung, Sprit* = 4.000
Wertverlust ** = 1.000
Reparaturrücklage *** = 1000
Gesamt p.a. = 6.000

Unterhaltskosten 630i (272 PS) p.a.:

Steuer, Vers., Wartung, Sprit* = 4.000
Wertverlust ** = 1.000
Reparaturrücklage *** = 1.200
Gesamt p.a. = 6.200

Unterhaltskosten 635d (286 PS) p.a.:

Steuer, Vers., Wartung, Sprit* = 4.000
Wertverlust ** = 1.500
Reparaturrücklage *** = 1.200
Gesamt p.a. = 6.700

Unterhaltskosten 645i und 650i (333/367 PS) p.a.:

Steuer, Vers., Wartung, Sprit* = 5.500
Wertverlust ** = 1.000
Reparaturrücklage *** = 1.500
Gesamt p.a. = 8.000 

* Werte berechnet für Cabrio mit 15.000 KM p.a., SF3 (Haftpflicht + VK mit SB) und 1,70 EUR/Liter.
** Wertverlust geschätzt auf jeweils letztes Modelljahr.
*** Reparaturkosten geschätzt auf 15.000 KM p.a. bei einer Haltedauer von drei Jahren.

Alle Schätzungen basieren auf Anfang 2022 und können real natürlich abweichen.